Captive-Portale behindern eine Modernisierung unserer Alltagsgegenstände. Ein Beispiel anhand eines Ford Kuga:
Wieso braucht ein Auto überhaupt Datendienste???
Es gibt Auto’s, die können WLAN. Damit ist nicht gemeint, dass sich die Insassen mit dem WLAN des Fahrzeuges verbinden, sondern das Fahrzeug sich als Client in ein WLAN einbucht. Klingt verrückt, ist aber eigentlich logisch. Denn auch bei älteren Modellen, kommunizierte das Fahrzeug bereits viel; zum Beispiel wurden Verkehrsinformationen aus dem Funk übernommen und in die Routenberechnung eingepflegt. Natürlich gibt es diesen Dienst auch weiterhinaber er bekommt Gesellschaft. Von Diensten, die sehr viel Datenhungriger sind und deshalb Datendienste benötigen. Ich will einfach mal 3 Beispiele aufführen:
Ein Navi, zum Beispiel, braucht regelmäßige Updates des Kartenmaterials. Viele Nutzen – wegen der aktuellerren Karten und der sehr simplen Bedienung ja lieber ihr Smartphone zum navigieren mit dem Kartendienst Google Maps. Wollen sich die Autohersteller diese Funktion weiterhin im Fahrzeug so integrieren, dass Sie von der Mehrzahl der Käufer auch genutzt wird, braucht ein Auto eben Datendienste.
Aber viele Käufer geben sich auch nicht mehr mit 5 Radioprogrammen zufrieden. Die permanent-übergut-gelaunten Radiomoderatoren, gemischt mit Werbung und Dingen die nicht interessieren, sind auf der Fahrt ins Büro einfach nervig. Podcasts, also Aufgezeichnete Programme in denen Leute, die gerade mich interessieren Themen besprechen, die gerade mich betreffen, sind da eine Willkommene Abwechslung. Wie wäre es, wenn mein Auto für die allmorgendliche Fahrt gleich meine Lieblings-Podcasts herunter geladen hat und mir vorspielt. Werbefrei. Individuell. Für mich. Unser Individualistischer Lebensstil findet sich eben auch im Medienkonsum wieder, eine Radiostation kann es nie Allen recht machen. Die Konsequenz ist, dass Fahrzeuge Datendienste brauchen.
Zu guter letzt erwartet der Kunde auch von seinem Auto, dass es funktioniert und fährt. Sämtliche Fahrzeuge verfügen schon lange über Diagnosesyteme, über die Sie dem Fahrer und seiner Werkstatt Informationen erteilen, welche Sensoren und Aktoren sich komisch verhalten. Es kommen also auch laufende Updates für die verschiedenen Firmwares der Steuergeräte hinzu. Laufende Updates sind um so wichtiger, als das das Fahrzeug aus Komfortgründen ohnehin kommuniziert und ohne Upgrade-Strategie entdeckte Vulnerabilities nicht gefixt werden könnten und somit ältere Fahrzeuge leichte Opfer für Angreifer und Viren wären.
Diese 3 Beispiele sind jetzt die eines PKW. Aber Fahrräder, Roller, Kleidung – es gibt noch keine absehbare Grenze und die Beispiele lassen sich entsprechend übertragen.
Was sind Captive-Portale?
Captive-Portale sind Oberflächen, auf denen man landet, wenn man sich in Deutschland in eins der gängigen kostenlosen oder kostenpflichtigen öffentlichen WLANs einwählen will. Man muss hier bestätigen, dass man nichts illegales macht und meistens Zustimmen, dass der Betreiber dieses Hotspots, Ihren Datenverkehr auswertet, Persönlichkeitsprofile erstellt oder anderen unredlichen Schmuh treibt, für er Ihre explizite Einwilligung benötigt. Aber was solls, Sie lesen es ja sowieso nicht.
Das Problem eines Autos oder eines beliebigen anderen Beräts ist nun aber, dass ein Gerät keine rechtlich verbindliche Einwilligung geben kann. Ein Auto kann nicht zustimmen, dass sein Datenverkehr ausgewertet wird. Es kann noch nicht mal den Vertragstext interpretieren. Und viele Geräte können nicht mal mit der Antwort des Hotspots zur Umleitung auf das Captive-Portal umgehen. Denn diese Umleitung ist nicht im Standard des WLAN-Verbindungsaufbaus definiert (und dort auch gar nicht vorgesehen), sondern erfolgt hinterrückts durch eine Massive Manipulation des Datenverkehrs. Dabei wird entweder eine Umleitung per HTTP zurückgeworfen, eine IP-Umleitung vorgenommen, oder der DNS-Eintrag verfälscht. Alle 3 Methoden sind – man kann es nicht oft genug sagen – massive Eingriffe in den Datenverkehr. Ihr Auto rechnet nun aber nicht damit, dass der Datendienst den Datenstrom des Fahrzeugs massiv manipuliert. Und kann deswegen auf technischer Ebene mit einem Captive-Portal einfach nicht umgehen.
Was hat das mit unserer Zukunft zu tun?
Mit einigen wenigen Ford-Modellen, die mit Datendiensten kommunizieren, ist es ja nicht getan. Andere Hersteller werden nachziehen, wenn sie sehen, dass die Akzeptanz bei den Nutzern vorhanden ist. Andere Produkte werden sich diese Vernetzung von der Autoindustrie abschauen und ebenfalls technologisch aufrüsten. Die Entwicklung ist vom Prinzip her nicht aufzuhalten.
Aber die Entwicklung findet schneller oder langsamer statt. Und es ist so ein wenig wie mit Tesla, der die deutsche Automobilindustrie vorgeführt hat. Die deutsche Automobilindustrie produzierte keine E-Autos (abgesehen von Prototypen), da es keine Ladesäulen gab. Tesla machte das E-Auto zu seinem Markenkern – und ist auf jeden Fall ein gefährlicher Technologieträger für die Konkurrenz, die noch immer hauptsächlich Verbrennungsmotoren in die Fahrzeuge einsetzt. Mit einer geringen Verbreitung von Hotspots, die keine Captive-Portale haben, droht auch hier die Automobilindustrie hinterherzuhinken. Im Ausland – frei von komischen Konstrukten wie der Stöhrerhaftung – sind Captive-Portale nur im Einsatz, wo das WLAN Geld kosten soll oder nur für eine bestimmte Nutzergruppe vorgesehen ist.
Nachdem es gerade nicht wenig Zuliefererindustrie in Kitzingen gibt, profitiert indirekt auch Kitzingen von der Verbreitung von AccessPoints ohne Captive Portale, wie zum Beispiel den Freifunk-Nodes. AccessPoints ohne Captive-Portale führen zu einer höheren Akzeptanz von Datendiensten in PKWs, da sich dann PKWs überall verbinden können. Dadurch entsteht für die Industrie eine entsprechende und erkennbare Nachfrage, was wiederum Investitionen für die Entwicklung in der Automobilindustrie freisetzt. Und aus diesen Investitionen folgt, dass kein technologischer Backlog bei den Firmen entsteht, die aus Kitzingen beliefert werden.
Freifunk Kitzingen und Captive Portale:
- Freifunk Kitzingen setzt keine Captive Portale ein und kritisiert deren Verwendung als einen “unnötigen” und “unsinnigen” technischen Eingriff der auch der Barrierefreiheit abträglich ist.
- Captive Portale unterscheiden, ob es ein “freies WLAN” oder nur ein “kostenloses WLAN” ist.
- Die SSID von Freifunk Kitzingen ist “freifunk-kitzingen.de”, die Verbindung erfolgt ohne Kennwort.